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Biologie der Weichtiere

Die meisten Weichtiere leben im Salzwasser der Meere, so alle Kopffüßer und die Mehrzahl der Muscheln. Muscheln haben auch Brackwasser- und Süßwasserlebensräume erschlossen, aber nur die Schnecken konnten auch das Land erobern.

Bis auf einige Kopffüßer und wenige Schnecken, die im Meerwasser dauerhaft schwimmen, leben die allermeisten Weichtiere am oder im Boden oder mindestens auf festem Substrat (Felsen, Korallen). Viele haben einen geringen Aktionsradius und sind reviertreu, nicht wenige festsitzend (sessil). Dadurch sind sie häufig schädlichen Umwelteinflüssen besonders ausgesetzt und empfindlich gegen Veränderungen ihrer Lebensräume. Viele Arten sind deshalb selten geworden oder vom Aussterben bedroht.

Historisch stellen Weichtiere eine Schlüsselquelle für den Proteinbedarf vieler Menschen dar.  Auch heute werden noch viele Weichtiere als Eiweißquelle von Menschen benutzt und als Delikatessen geschätzt, man denke nur an Miesmuscheln, Jakobsmuscheln, Austern, "Tintenfische", aber auch essbare Schnecken (Abalone, Achatschnecken, Weinbergschnecken). Und natürlich sind Weichtiere eine bedeutende Nahrungsquelle für viele andere Tierarten. 

Da die Weichtiere weder ein Innenskelett noch einen äußeren festen Panzer und keine Gliederung in Segmente besitzen, hat ihre Muskulatur eine wichtige Funktion nicht nur für die Fortbewegung, sondern auch für den Formerhalt. Sie ist sehr speziell als dreidimensional (scherengitterartig) verflochtene Muskulatur, besonders kräftig auf der Bauchseite als "Fuß" ausgebildet.

Eine drüsenreiche, schleimproduzierende Haut schützt den Körper der Weichtiere gegen äußere Einflüsse. Ein besonderes Organ, der als Hautfalte angelegte Mantel, schützt vom Rücken her den Eingeweidesack und scheidet bei den meisten Weichtieren (den Conchifera) eine noch besser schützende Kalkschale ab. Die Atmung erfolgt ursprünglich über paarige Kiemen in der Mantelhöhle, es haben sich aber vielfältige Abwandlungen entwickelt, bei den Muscheln zu stark entwickelten Organen mit der Funktion eines Nahrungsfilters, bei den Landschnecken zu lungenähnlichen Organen. Das Gefäßsystem ist offen, das Hohlraumsystem des Coeloms ist nur schwach ausgebildet. Die Ernährung erfolgt ursprünglich über den vorne liegenden Mund und die weichtierspezifische Radula (Raspelzunge). Magen und Verdauungsdrüse liegen im Eingeweidesack, der Anus liegt am Hinterende. Bei den Muscheln fehlt aber die Radula (und der Kopf) und die Ernährung erfolgt über ein Filtersystem, an dem die Kiemen beteiligt sind.   

Die Mollusken haben aus einem vermutlich wurmförmigen Ursprung und der einfachen Grundgliederung des Körpers in Kopf, Fuß und Eingeweidesack durch Rotationen (Torsion), Einkrümmungen, Verschmelzungen oder Zusammenrücken von Organen und Körperteilen sowie die Vielfalt der Schalenformen eine im Tierreich einzigartige Vielfalt an Bauplänen und Körperformen entwickelt.

Das zeigt sich auch an der in der Tierwelt mit Abstand größten Bandbreite an Körpergröße und -masse: sie reicht von unter einem Millimeter kleinen, überwiegend im Sandlückensystem lebenden Vertretern der sogenannten Meiofauna, bis zu etwa vier Meter langen und 500 kg schweren Riesenkalmaren

Bei den Kopffüßern ist der Fuß mit dem Kopf verbunden, den Muscheln fehlt der Kopf, bei den Schnecken wird der vom Mantel und dem Gehäuse geschützte Eingeweidesack um 180 gedreht, so dass die Längsnervenstränge überkreuzt sind und die hinteren Rumpfabschnitte vorne über dem Kopf liegen.

Quellen: 

Burda, H., Hilken, G. & Zrzavy, J. 2008. Systematische Zoologie. UTB basics Ulmer, Stuttgart.

Giribet, G & Edgecombe, G.D. 2020. The Invertebrate Tree of Life. Princeton University Press, Princeton and Oxford.

Götting, K.-J. 2014. Malakozoologie. Weichtierkunde in Stichworten. Schweizerbart, Stuttgart.

Grzimeks Tierleben. Band 3: Weichtiere und Stachelhäuter. Bechtermünz, Lizenzausgabe für Weltbild Verlag, Augsburg 2000. Unveränderter Nachdruck der dtv-Ausgabe von 1979/80.