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Behaarte Schnecke aus der Kreidezeit entdeckt

in einem 99 Millionen Jahre alten Bernstein (Oktober 2022)

In Myanmar wurde eine neue Landschneckenart in Bernstein gefunden, der 99 Millionen Jahre alt ist. Die neu beschriebene Art Archaeocyclotus brevivillosus gehört in die Familie der Turmdeckelschnecken (Cyclophoridae). Die Schneckengehäuse sind 26,5 mm breit und 9 mm hoch. Wissenschaftler*innen stellten unter dem Mikroskop fest, dass die fossile Art 0,2 mm feine, borstige Haare besitzt, welche aus der äußersten Schicht des Gehäuses (Periostracum) wachsen. Diese Besonderheit zeigt sich sowohl bei einigen heutigen als auch fossilen Land- und Wasserschneckenfunden. Es wird vermutet, dass die Haare einen evolutionären Vorteil verschaffen. Möglich wären eine Verbesserung der Tarnung und Wärmeregulierung sowie Schutz vor der sauren Erde und ein besserer Halt auf Blättern.

Quelle: Behaarte Schnecke in 99 Millionen Jahre altem Bernstein - Spektrum der Wissenschaft

Originalarbeit:

Bichain, Jean-Michel, Jochum, Adrienne, Pouillon, Jean-Marc , Neubauer, Thomas A. (2022): Archaeocyclotus brevivillosus sp. nov., a new cyclophorid land snail (Gastropoda: Cyclophoroidea) from mid-Cretaceous Burmese amber, Cretaceous Research, Volume 140, doi.org/10.1016/j.cretres.2022.105359.

Text: Jolina Britner & Sydney Höger


Schneckenplage in Florida

Aus der Presse (Juli 2022)

Afrikanische Riesenschnecken (vermutlich Lissachatina fulica) wurden bereits mehrfach vom Menschen verschleppt und breiten sich in einigen Regionen der Erde aus. Diese Schnecken können bis zu 20 cm groß werden. Bereits in der Vergangenheit konnten die Schnecken, die ursprünglich vom afrikanischen Kontinent stammen, in Florida (USA) mehrfach erfolgreich ausgerottet werden. Da die Afrikanischen Riesenschnecken über ihren Schleim einen Parasiten namens Ratten-Lungenwurm übertragen können, stellen sie für Menschen ein erhebliches gesundheitliches Risiko dar. Deshalb ist die Haltung der Schnecken in den USA auch verboten. Das erste Exemplar der aktuellen Plage, welche höchstwahrscheinlich auf illegalen Handel zurückzuführen ist, wurde am 23.Juni 2022 von einem Gärtner entdeckt. Man vermutet, dass eine Schnecke aus einem Privathaushalt entwich und es unmittelbar danach zu einer Massenvermehrung kam. Eine Ausbreitung der Schnecken ist nur schwer zu stoppen, da diese sich von über 500 verschiedenen Pflanzenarten ernähren können. Die Tiere leben tagsüber versteckt an feuchten und kühlen Orten und werden erst nachts aktiv, weshalb sie eher selten gefunden werden.

Aufgrund der Riesenschnecken-Invasion steht inzwischen ein etwa Quadratkilometer großes Gebiet im US-Bundesstaat Florida unter Quarantäne. Ziel der Behörden ist die Ausrottung der Schnecken, was sich aber als sehr arbeitsaufwändig erweist.

Quelle: MOPO (04.07.2022)


Weichtier des Jahres 2022

2022 gibt es gleich zwei Weichtiere des Jahres.

In einem zum zweiten Mal von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der weltweiten Gesellschaft für Molluskenforschung (Unitas Malacologica) initiierten Wettbewerb waren Wissenschaftler*innen und Laien aufgerufen, Weichtierarten zu nominieren. Aus der großen Liste ergaben sich fünf Finalisten-Arten aus denen in einer öffentlichen Online-Abstimmung die Art des Jahres 2022 gewählt wurde.

Und der Sieger ist eine auffällig bunte tropische Landlungenschnecke - die Kubanische Landschnecke (Polymita picta)(siehe Kopfbild)Mehr zur Wahl und zur Art finden sie auf den Seiten des LOEWE-Zentrums und beim VBIO. Die Art ist auch in unserer Schalensammlung unter der Belegnummer CONCH 02497 vertreten. Sie finden sie leicht im Sammlungskatalog durch Filtern nach der Gattung Polymita.  

Als weiteres Weichtier des Jahres wurde in Deutschland von einem Kuratorium aus Wissenschaftlern und malakologischen Gesellschaften und Arbeitskreisen die Bayerische Zwergdeckelschnecke Sadleriana bavarica Boeters, 1989 gewählt. Und zwar obwohl, oder sogar weil sie bisher nur an einem Ort, einem Isarzufluß in Bayern, gefunden wurde. Die getrenntgeschlechtliche Süßwassserschnecke ist aufgrund ihres stark beschränkten Vorkommens in der Quellregion eines Voralpenbachs als stark gefährdet eingestuft. Denn jede Veränderung ihres speziellen Lebensraums könnte zum Aussterben der erst vor wenigen Jahren entdeckten Art führen. Sie ist damit vor unserer Haustür ein Sinnbild und Flaggschiff für die weltweit bedrohte Artenvielfalt. Von dieser Art haben wir verständlicherweise keinen Beleg in unserer Sammlung.      

Quelle und mehr zum Weichtier des Jahres  


Kürzlich entdeckt: die kleinste Landschneckenart der Welt

In Höhlensedimenten aus Vietnam wurde erst kürzlich eine Landschneckenart gefunden und im Januar 2022 von einem internationalen Autorenteam als Angustopila psammion Páll-Gergely, Vermeulen & Anker, 2022 beschrieben. Sie wird höchstens 0,57 mm groß! Damit ist sie neuer Rekordhalter als kleinste Landschnecke der Welt. Solche winzigen Tiere (Meiofauna) leben in Lückensystemen des Bodens, v.a. in Sandböden der Meere, in diesem Fall aber an Land. 

Quelle: Barna Páll-Gergely et al. (2022): The world’s tiniest land snails from Laos and Vietnam (Gastropoda, Pulmonata, Hypselostomatidae). Contributions to Zoology 91: 62–78 (Open Access, online at Brill.com)  


Wie geht es den einheimischen Muscheln und Schnecken?

In Deutschland fallen von 332 in der Roten Liste bewerteten Arten der Binnenmollusken 18 % in die Kategorie „Vom Aussterben bedroht“. Darüber hinaus werden 11 % als stark gefährdet und 10 % als gefährdet eingestuft. 4,5 % der Binnenmollusken-Arten gelten als ausgestorben oder verschollen. Lediglich 26,5 % der in Deutschland vorkommenden Binnenmollusken Arten wurden als ungefährdet eingestuft. Die Gefährdungsursachen für Mollusken sind vielfältig und müssen je nach Lebensraum betrachtet werden. Als wichtige Gefährdungsursache ist jedoch die Intensivierung der Landnutzung und die damit einhergehende Isolation von Habitaten zu nennen. 

Quelle: Rote Liste Zentrum beim DLR


Weichtier des Jahres 2021

Weichtier des Jahres 2021 ist der Gewöhnliche Tintenfisch Sepia officinalis. Bei dieser freischwimmenden Kopffüßer-Art ist die Schale auf eine vom Weichkörper umschlossene Rückenplatte, reduziert. Diese poröse Kalkplatte dient als Auftriebskörper. Solche Schulpe findet man häufig als Strandgut, sie werden von Vogelhaltern gerne als Kalkquelle verwendet. Sepien werden bis zu 45 cm groß (Mantellänge) und bis 4 kg schwer. Sie besitzen 10 Arme - 8 Haltearme und 2 dünne und lange Fangtentakel. Damit erbeuten sie andere Weichtiere, Krebse, Borstenwürmer und kleine Fische. Der kräftige Hornschnabel kann Krebspanzer knacken und wehrhafte Beute wird mit giftiem Speichel gelähmt. Zur Verteidigung und Verwirrung ihrer Freßfeinde verwenden sie eine selbst hergestellte schwarzbraune Flüssigkeit, die im Tintenbeutel gespeichert und bei Bedarf über die Mantelhöhle und den Trichter herausgespritzt wird.

Sepien (und andere Kopffüßer) werden als Nahrungsmittel auch vom Mensch geschätzt und jährlich werden mehr als 10.000 Tonnen gefangen. Früher wurde die Tinte als Schreibtinte verwendet, heute noch wird sie in Italien zur Herstellung von schwarzen Nudeln verwendet.

Das Weichtier des Jahres wird seit 2003 von einem Kuratorium von Wissenschaftlern und malakologischen Gesellschaften und Arbeitskreisen gewählt.      

Quelle und mehr zum Weichtier des Jahres  

Das Karlsruher Naturkundemuseum zeigt lebende Sepien aus dem Mittelmeer in einem Aquarium in der Dauerausstellung "Klima und Lebensräume". 


Molluske des Jahres 2021

Zur Molluske des Jahres 2021 wurde derGroße Argonaut - Argonauto argo gewählt. Das ist eine Oktopus-Art, also ein Achtfüßer oder Krake unter den Kopffüßern (Cephalopoda), die auch im Mittelmeer vorkommt. 

Argonauta-Arten werden auch Papierboote genannt, weil die Weibchen nicht wie die Perlboote (Nautilus-Arten) feste Aragonit-Gehäuse bilden, sondern lediglich Sekundärschalen aus weicherem, papierartig erscheinendem Calcit. Diese Schalen entsprechen entwicklungsgeschichtlich nicht den Molluskenschalen, sondern werden gesondert zum Schutz der Eier gebildet. Die (Zwerg-) Männchen bilden überhaupt keine Schalen.  

Die Wahl dieser Art erfolgte durch eine weltweite öffentliche Abstimmung über fünf Kandidaten, die von einer internationalen Jury aus Molluskenforschern (Malakologen) vorgeschlagen worden waren.

Quelle: Senckenberg/Red