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Weichtiere

Die Weichtiere (Mollusca) sind der zweitgrößte Tierstamm nach den ebenfalls wirbellosen Gliedertieren (Insekten, Krebs- und Spinnentiere, Hundert- und Tausendfüßer). Allen Weichtieren gemeinsam sind ein vollständig weicher Körper ohne harte Stützstrukturen im Körperinneren (Innenskelett). Ihnen fehlt aber auch die den Gliedertieren eigene Hautpanzerung mit äußerer Gliederung in Abschnitte (Außenskelett). Ihre häufig plumpen Körper erhalten ihre Form durch eine kräftige, dreidimensional verflochtene Muskulatur.  Die Bauchseite ist immer als muskulöses Bewegungsorgan (Kriechfuß) ausgebildet. Die als Mantel bezeichnete Rückenhaut scheidet Kalk ab und bildet damit Stacheln oder Schalen. In der sogenannten Mantelhöhle im hinteren Körperdrittel liegt neben den Atem-, Verdauungs- und Fortpflanzungsorganen ein rückenständiger Herzbeutel, der ein offenes Kreislaufsystem versorgt. Hinter der Mundöffnung liegt im Vorderdarm eine Raspelzunge (Radula), mit der Nahrung vom Untergrund abgeschabt oder zerkleinert wird.

Die Weichtiere sind bereits im Präkambrium, also vor mehr als 550 Millionen Jahren entstanden. Aus dem Kambrium kennen wir bereits Schalenweichtiere wie Schnecken und Kopffüßer. Schalentragende Kopffüßer waren weltweit verbreitet und artenreiche Meeresbewohner. Die meisten sind ausgestorben und als Fossilien erhalten, so die Ammoniten und Belemniten. Überhaupt ist der Fossilreichtum der beschalten Mollusken von besonderer Bedeutung für biogeographische, paläontologische und ökologische Studien und unsere Kenntnis der Evolution.

Heute lebende Vertreter der Weichtiere werden den folgenden Großgruppen zugeordnet: 

  • Stachelweichtiere (Aculifera) leben ausschließlich im Meer, besitzen einen langgestreckten (oft wurmförmigen) Körper. Hierher gehören die stachelbedeckten Wurmmollusken (Aplacophora) und die von Kalkplatten bedeckten Käferschnecken (Polyplacophora).
  • Schalenweichtiere (Conchifera) weisen einen extremen Arten- und Formenreichtum auf und umfassen die Napfschaler (Monoplacophora), Kahnfüßer (Scaphopoda) , Schnecken (Gastropoda), Muscheln (Bivalvia) und Kopffüßer (Cephalopoda).

Die Schnecken (Gastropoda) sind die evolutiv erfolgreichste, artenreichste und vielfältigste Gruppe mit 50.000–150.000 bekannten Arten (je nach Autor), die in Meeren, aber auch im Süßwasser und an Land leben. Es folgen die Muscheln (Bivalvia), die mit ca. 12.000 Arten im Meer und im Süßwasser vorkommen. Deutlich weniger Arten (ca. 1000) umfassen die rein marinen Kopffüßer (Cephalopoda).

Wohl bekannte Vertreter dieser Gruppen, nicht zuletzt als kulinarische Spezialitäten geschätzt, sind beispielsweise Weinbergschnecken, Austern und Tintenfische. Als Nahrungsquelle ebenso wie als Gebrauchs- und Kultgegenstände sind Weichtiere bzw. deren Schalen dem Menschen schon seit Jahrtausenden vertraut. Aber auch einige Schädlinge aus Sicht des Menschen finden sich unter den vielen Tausend Arten. Medizinisch von Bedeutung sind einige Süßwasserschnecken als Wirte von Saugwürmern, die beim Menschen schwere Krankheiten wie Bilharziose und Schistosomiasis verursachen.