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Flussperlmuschel

Auch bei uns konnte man früher echte Perlen finden. Denn die Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera ist eine europäische Muschelart, die früher weit verbreitet und häufig war. Bis zum 18. Jahrhundert wurden sie wegen der allerdings nur in wenigen Exemplaren zu findenden Perlen gezielt angesiedelt. Das Recht zur Suche nach den Perlen wurde von den Fürstenhöfen in Deutschland streng kontrolliert. Ein erster Rückgang der Art erfolgte dann nach Aufhebung des sogenannten Perlregals durch zunehmendes Raubsammeln an den großen Muschelbänken.

Flussperlmuscheln bevorzugen kalkarme Gewässer der älteren (Mittel-)Gebirge und zeigen trotzdem eine besonders starke Kalkanreicherung in ihren Schalenklappen, eine der Voraussetzungen für Perlbildung. Obwohl höchstens eine von 25 - 2000 Muscheln eine Perle trägt und man diese bei Überwachung nur alle sechs Jahre entnehmen kann, wurden noch im 19. Jahrhundert im Bayerischen Wald und in Oberfranken über 150.000 Perlen nachweislich gesammelt.   

Flussperlmuscheln haben eine faszinierende Biologie. Nach dem Schlüpfen aus Eiern entwickelt sich erste Larven (Glochidien), die parasitisch an den Kiemen von Bachforellen (und wenigen anderen Fischarten) leben. Nach etwa 10 Monaten lassen diese sich als winzige Jungmuscheln auf den Gewässergrund fallen, wo sie sich eingraben. Erst nach 7 Jahren sind sie dann erwachsen und leben geschützt durch ihre harte Schale am Boden fließender Gewässer, häufig in Kolonien (Muschelbänken). Dort filtern sie aus großen Mengen Wasser winzige Nahrungspartikel. Diese Entwicklung und Lebensweise stellt allerdings hohe Anforderungen an die Wasserqualität. Unter besten Voraussetzungen können Flussperlmuscheln dann bis 14 cm groß und über 50 Jahre alt werden.

Die hohen Lebensraumansprüche haben aber in Europa, das heute zunehmend regulierte, durch Industrieabwässer, Düngemittel oder Streusalz verschmutzte und versauerte Fließgewässer aufweist, zu einem enormen Bestandsrückgang (auch der Bachforelle) und einer starken Gefährdung der Muschelart geführt. So ist sie in vielen Regionen Deutschlands nahezu oder tatsächlich ausgestorben.

Quellen: Grzimeks Tierleben, Wikipedia