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Bivalvia - Muscheln

Muscheln sind die zweitgrößte Gruppe der Weichtiere. Im Gegensatz zu den Schnecken sind sie auf Lebensräume im Wasser beschränkt, der größte Teil der etwa 12.000 Arten lebt marin. 

Auch die Systematik der Muscheln war und ist starken Veränderungen unterworfen. Traditionell wurden sie nach der Form und Funktion der Kiemen in Fiederkiemer (Protobranchia), Fadenkiemer (Filibranchia), Blattkiemer (Eulamellibranchiata) und Verwachsenkiemer (Septibranchia) eingeteilt, teilweise kombiniert mit der Form des Schalenschlosses und der Schließmuskelabdrücke. Nach den Schlosszähnen wurde lange unterschieden in Reihenzähnige (Taxodonta) und Schwachzähnige (Anisomyaria) Fadenkiemer sowie Gespaltenzähnige (Schizodonta), Wechselzähnige (Heterodonta), Wenigzähnige (Adapedonta) und Zahnlose (Anomalodesmoidea) Blattkiemer (siehe z. B. Grzimeks Tierleben).

Eine aktuelle synthetische Klassifikation (Giribet & Edgecombe 2020) unter Einbeziehung morphologischer und molekulargenetischer Merkmale teilt die Bivalvia ein in:

Protobranchia mit Nuculida, Solemyida und Nuculanida

Diese ursprünglichsten der rezenten Muscheln ernähren sich überwiegend detrivor mit Mundlappen, viele leben in Weichsedimenten. die Kiemen sind paarig ausgebildet, an jedem Schaft sitzen Kiemenblätter an.

Autolamelibranchiata/Autobranchia mit Pteriomorpha und Heteroconchia

Muscheln mit spezialisierten Kiemen, die sich ganz überwiegend durch Filtrieren ernähren. Bei den Fadenkiemern sind die Kiemenblättchen (Lamellen) zu langen, nach außen umgebogenen Fäden ausgezogen, bei den Blattkiemern sind die Fadenschenkel miteinander und mit den benachbarten Lamellen verwachsen. Diese Blattkiemen sind auch mit dem Mantel bzw. Fuß verbunden und umgrenzen so einen Raum, durch den Wasser geleitet wird. Dabei werden Nahrungspartikel herausfiltriert und in Schleimsträngen zur Mundöffnung transportiert. 

Zu den sehr vielfältigen Pteriomorpha (~ Fadenkiemer) werden u. a. die Archenmuscheln (mit Arca noae), die Miesmuscheln, die Seeperlmuscheln (Pteriodea, z. B. Hammermuschel Malleus, Vogelmuschel Pteria und die riesigen Steckmuscheln Pinna), die Kamm- oder Jakobsmuscheln (Chlamys, Pecten, Lima), Sattelmuscheln (Anomia, Placenta) und die Austern (Crassostrea, Ostrea) gestellt.  Die allermeisten Pteriomorpha leben marin, ihre Schalen haben oft eine Perlmuttschicht, die meisten haben einen gut entwickelten Fuß, den sie zum Graben oder Kriechen oder zur Mantelreinigung benutzen. Der Fuß dient bei vielen auch als Byssusträger, der Byssus (Muschelseide) zum Anheften ans Substrat ist weit verbeitet in dieser Gruppe. Viele Arten haben wirtschafltiche Bedeutung.

Die Schwestergruppe der Pteriomorpha sind die Heteroconchia mit den Palaeoheterodonta (rezent: die schizodonten Süßwassermuscheln Unionida) und den sehr artenreichen und vielfältigen Heterodonta. Zu letzteren gehören u. a. die Kugelmuscheln (Sphaeriidae), die Islandmuschel Arctica, die Dreiecksmuschel Dreissena, die Hufmuscheln (Chamidae), die artenreichen Herzmuscheln (Cardium, Corculum, Tridacna), die Venusmuscheln (Veneridae), Scheidenmuscheln (Ensis, Solen), Trogmuscheln (Mactra), Klaffmuscheln (Mya) und die Bohrmuscheln (Pholas, Xylophaga, Teredo).     

Quellen

Giribet, G. & Edgecombe, G. D. (2020): The invertebrate tree of life – 589 S. (Princeton University Press) Princeton N.J.

Götting, K.-J. 2014. Malakozoologie. Weichtierkunde in Stichworten. Schweizerbart, Stuttgart.

Grzimeks Tierleben. Band 3: Weichtiere und Stachelhäuter. Bechtermünz, Lizenzausgabe für Weltbild Verlag, Augsburg 2000. Unveränderter Nahcdruck der dtv-Ausgabe von 1979/80.

Wikipedia: Systematik der Muscheln (besucht am 15.4.2022)